Kharkhorin - ein Mythos, ein Kloster und Lärchenwälder in der Wüste
Kharkhorin oder Karakorum ist heute hauptsächlich ein Mythos. Sicher, es war einst die Hauptstadt des mongolischen Weltreiches, aber selbst in dieser Epoche war Karakorum nur eine Episode, ganze 32 Jahre lang durfte sie sich Hauptstadt nennen, dann wurde Peking die mongolische Metropole.
Als Stadt existierte Karakorum von 1220 bis zum Jahr 1371, da nämlich, wurde sie vom chinesischen Heer vollständig zerstört. Geblieben ist von den baulichen Anlagen der alten Hauptsstadt praktisch nichts Sichtbares. Der Tourist der heute nach Kharkhorin kommt, findet eine steinerne Skulptur einer Schildkröte und wenn er Glück hat ein paar offene Ausgrabungsstellen. Zwar wird seit etlichen Jahren von deutschen und mongolischen Teams vor Ort gegraben, aber steht hier der wissenschaftliche Aspekt im Vordergrund. Bisher zumindest, hat man an die Touristen nicht gedacht. Es wird gegraben, vermessen fotografiert und wieder verfüllt. Es kann also sein, dass man nicht mal ein offenes Grabungsloch zu Gesicht bekommt. Es gibt auch keine Ausstellung vor Ort, in der die Ergebnisse der Grabungen in irgendeiner Form für die Öffentlichkeit aufbereitet wurden. In Anbetracht der Tatsache, dass hier an Sommertagen locker drei, vierhundert ausländische Touristen anreisen ist die Präsentation mehr als mager. Was bleibt ist das Kloster Erdene zuu, dass an gleicher Stelle im 16. Jahrhundert errichtet wurde. Erdene zuu ist eine der bedeutendsten Anlagen in der Mongolei und schon sehenswert, hat aber im Vergleich zur alten Hauptstadt keinen so bedeutenden kulturhistorischen Wert. Das Kloster ist also mehr Fotomotiv und Zeugnis einer Bautradition, die in diesem Fall chinesisch und tibetisch geprägt ist. Innerhalb des 400 mal 400 Meter großen, von einer Mauer umschlossenen Areals, sind allerdings nur einzelne Gebäude erhalten, aber im Gegendsatz zu manchen Erzählungen, handelt es sich wohl doch um die wertvollsten Gebäude der historischen Anlage, denn wie man auf alten Abbildungen erkennt, war das Gelände hauptsächlich mit schmucklosen Lehmgebäuden bebaut, die für die Unterkunft der Mönche bestimmt waren. Die größten Tempel des ehemaligen Komplexes sind auch heute noch zu sehen.
Neben dem Kloster ist die Landschaft der Bonus von Kharkhorin, der Ort selbst gehört wahrscheinlich zu den traurigsten Siedlungen der Mongolei. Ohne administrative Bedeutung und mit einer am Boden liegenden Landwirtschaft hat die Siedlung zwar relativ viele Einwohner aber nahezu keine Perspektive.
Unmittelbar am Ortsrand erhebt sich aus der Orchonebene in rund 1400 Meter Höhe der Changai bis in eine Höhenlage von 2000 Metern. Wenn man auf der Fahrt von Ulaanbaatar nach Kharkhorin auf fast 400 Kilometern nicht einen Baum gesehen hat, abgesehen von ein paar Weiden an dem kleinen Flüsschen bei Bayan Gobi, hier findet man wenige Kilometer im Gebirge dichte Nadelwälder und Quellen. Der Changai bei Kharkhorin hat das Potenzial einer Wanderlandschaft a la Schwarzwald, zumal man etliche Touristencamps hier findet und die Anreise über Mitfahrgelegenheiten auf der Asphaltstraße von Ulaanbaatar recht einfach ist.