Reisetipps-Mongolei

Reisetipps für Trekking-Neulinge

Ein Großteil der Mongoleireisenden wird sich als Trekkingtourist im weitesten Sinne im Lande bewegen. Darunter wäre hier vor allem zu verstehen, dass der Reisende zumindest zeitweise mit Geländefahrzeugen abseits von Straßen unterwegs ist und er im Gelände in Zelten übernachtet. Das ist eigentlich die für dieses Land normalste und zugleich geeignetste Form, die Landschaften zu erleben. Für viele Touristen dürfte es aber sicherlich das erste Mal sein, dass sie sich auf solche Art ein Land erschließen. Erfahrungsgemäß reisen auch gerade ältere deutsche Touristen gern in die Mongolei und für all diejenigen soll es hier einige Tipps geben, die wir aus der ganz praktischen Erfahrung ziehen, die wir in vielen Jahren Mongolei gewonnen haben.
Wichtigster Punkt ist das Reiseprogramm. Hier lesen sich manche Ankündigungen mongolischer Reiseveranstalter wie eine Folteranleitung. Zitat aus einem Reiseprogramm: "Frühstück im Camp im Changai – Fahrt mit Jeep nach Ulan-Bator – Nachmittagsprogramm in Ulan-Bator, Museum – Übernachtung im Hotel – am Morgen Flug nach Südgobi". So oder so ähnlich sind viele Programme aufgebaut. Diese Programme sind vom Zeitablauf her ziemlich unrealistisch und bieten außer Stress und Ärger über permanente Programmverschiebungen dem deutschen Reisenden nicht viel Gutes. Gemacht worden sind solche Reisen für die Vielzahl der Japaner, die seit Jahren in der Mongolei unterwegs sind und auf 4 Tagesreisen ein Zertifikat über den Besuch der Gobi, des Changai und möglichst noch des Altai zu erhalten. Realistische Reisestrecken bei Touren, auf denen allabendlich ein Zeltcamp eingerichtet werden muss, sind in der Gobi etwa 200 Kilometer pro Reisetag und in den übrigen Gegenden bei normalem Gelände etwa 150 Kilometer, im extremen, aber meist sehr beeindruckenden Gelände kann es sogar auf 80 bis 90 Kilometer absinken.



Bei diesen Reiseentfernungen ist man auf Grund der sehr niedrigen möglichen Geschwindigkeiten immerhin noch etwa 5 Stunden nur auf Achse. Eine Stunde Mittagspause und eine Stunde Aufenthalt an interessanten Punkten gerechnet ergibt sich dann gerade noch genügend Zeit, damit das Zeltlager und das Abendessen vor Einbruch der Dunkelheit fertig sind. An diesen Vorgaben können Sie bereits vorher abschecken, ob Ihr Veranstalter ein realistisches Programm für Normalbürger anbietet. Versuchen Sie erst nach abgelegtem Jet-Lag und einigermaßen erfolgter Zeitumstellung die eigentliche Tour zu beginnen, das heißt nach Möglichkeit immer erst zwei, besser drei Nächte in Ulan-Bator akklimatisieren. Den verlorenen Schlaf der Anreisenacht im Flugzeug werden Sie mit Sicherheit auf der Tour nicht nachholen können. Und nichts trübt die Wahrnehmung dieser Landschaften mehr, als eine ständige Übermüdung, außerdem stellt sich bei solchen Reisegruppen sehr schnell eine gereizte Stimmung ein, und die kleinen Problemchen einer solchen Reise werden zu Dramen.
Reisende, die bisher noch nicht im Zelt übernachtet haben werden feststellen wie wunderbar das in der Steppe sein kann, aber verlassen sie sich nie darauf, das der Reiseveranstalter eine ausreichende Liegestatt zur Verfügung stellt, denn Mongolen empfinden bereits Ihren Mantel als weiches Bettlager.
Nehmen Sie also immer noch eine eigene Iso-Matte mit auf die Reise – eine möglichst dicke, besser eine mit zusätzlicher Luftauffüllung, dabei braucht es kein bekanntes Markenprodukt sein, die billigen sind zwar ein paar Gramm schwerer, aber sie brauchen das Ding ja nicht auf einen Gletscher tragen.
Bestehen Sie bei Ihrem Veranstalter auf europäischer Outdoor-Verpflegung, es sei denn sie wollen eine extreme Diät durchführen. Es gibt in Ulan-Bator praktisch alles zu kaufen, um einem Deutschen unter Reisebedingungen eine annehmbare Verpflegung zu bieten. Es gibt dort alle möglichen Wurst-, Gemüse-, und Fleischkonserven, Instant-Nudelgerichte, Brot, Kartoffeln bis hin zu den bekannten Maggi-Beutelsuppen. Allerdings sind für die meisten Mongolen all diese Dinge kein "richtiges" Essen und dementsprechend verteilen manche Reiseveranstalter 14 Tage lang an Ihre Klienten einen Eintopf aus kurz gegartem Schaffleisch und fingerdicken Bandnudeln, natürlich ohne Gewürz. Das ist zwar ein richtiges Essen und sicherlich nicht ungenießbar, aber auf Grund seiner geschmacklichen Eigenschaften für die Mehrzahl der Deutschen sicherlich erst im Stadium der Zwangsernährung eine Alternative.
Hat man keine Möglichkeit mit seinem Veranstalter die Verpflegung entsprechend zu vereinbaren, sollte man außerhalb von UB immer eine eigene Verpflegungsreserve dabei haben. Ideal sind eine handvoll Beutelsuppen, die schmecken an der Steppenluft viel besser als zu hause und für den schnellen Snack entsprechend abgepackte Miniwürste. Wenn man sich dann unterwegs noch etwas Brot zulegt, das gibt es in den größeren Orten, also etwa alle 200 Kilometer, dann kann einem eigentlich nichts mehr passieren. 



Je geringer die Gruppengröße bei der Reise ist, desto besser sind die Aussichten auf eine möglichst schöne Tour. Zum einem geht natürlich die Ruhe und einmalige Einsamkeit der Steppe verloren, wenn 20 Touristen und 10 Betreuer als große "Expedition" aufbrechen, zum anderen wird mit steigender Zahl von Personen und Fahrzeugen natürlich auch die Wahrscheinlichkeit von Zwischenfällen größer, das heißt viel hilft nicht viel. Zwei am besten gleichgroße Fahrzeuge sollten aber immer beteiligt sein, um eventuell Bergungen durchführen zu können. Sehr gut ist, wenn Sie sich mit einem GPS-Gerät und einer mongolischen Karte mit Koordinaten-Einteilung bewaffnen. Damit wissen Sie selbst immer wo Sie sich befinden und das ist zum einen ein gutes Gefühl und zum anderen sehr nützlich. Die mongolischen Fahrer spulen Ihre Tour aus dem Gedächtnis ab, können Ihnen aber kaum den Punkt auf der Karte zeigen, an dem Sie sich gerade befinden, um nicht zu sagen, die wenigsten können und wollen überhaupt eine Karte lesen. So kommt es ohne die genannten Hilfsmittel manchmal vor, dass zwei Stunden in großen Kreisen gefahren wird, bis die Fahrer einen bekannten Punkt gefunden haben.