Reisetipps-Mongolei

Radtouren - mit dem Mountainbike abseits der Zivilisation

Allgemeine Tipps


Radtouren in der Mongolei werden immer beliebter. Es gibt dabei alle Formen von Aktivitäten, von großen organisierten Reisegruppen mit LKW und Koch im Tross bis hin zu einsamen Kämpfern, die auch ihre komplette Ausrüstung in den Satteltaschen mitbringen. Ein Problem haben aber alle gleich, dass sind die abseits der Asphaltstraßen, unberechenbaren und oft schlechten Pistenverhältnisse. Man muss abwechselnd mit allem rechnen, spitzer Schotter, Staub oder bei Regen ein glitschiger Film, der das Fahren fast unmöglich macht. Vom Wetter her muss man natürlich auch auf alles gefasst sein, bis hin zu häufigen, wechselnden Winden. Radfahren in der Mongolei erfordert also schon etwas an Kondition und Erfahrung, das sollten auch gerade die Leute nicht vergessen, die eine organisierte Tour vorhaben, denn das Begleitfahrzeug mit Koch und Küche fährt in der Regel soweit vor wie geplant und man muss dann um jeden Preis am Abend dort ankommen.



Es gibt im Lande Regionen in denen das Radfahren zumindest landschaftlich keine große Abwechslung bringt. Hier sieht der Horizont am Abend ähnlich aus wie am Morgen, selbst wenn man 100 Kilometer zurückgelegt hat. Eine solche Strecke sind zum Beispiel die 360 Kilometer von Ulaanbaatar nach Kharkhorin. Auch sollte man sich genau überlegen, ob man die Asphaltstraßen der Mongolei benutzt, einem Gewinn an Komfort steht ein erhebliches Sicherheitsrisiko gegenüber. Die Asphaltstraßen sind nur etwa 6 Meter breit und es wird ziemlich schnell und unangemessen gefahren. Straßen mit hoher Belegung, zum Beispiel von Ulaanbaatar nach Darchan und zur russischen Grenze oder die Strecke Ulaanbaatar- Kharkhorin, sollte man generell meiden. Hier ist der Verkehr sehr dicht und es wird oft sehr riskant überholt. Zwischen Ulaanbaatar und Darchan verkehren zudem schwer beladene Sattelzüge die besonders rücksichtslos unterwegs sind.

Relativ wenig Verkehr ist lediglich auf dem neuen Straßenabschnitten von Erdenet nach Bulgan oder Kharkhorin Richtung Ich Tamir, hier kann man durchaus sicher auf Asphalt fahren, insbesondere die Strecke Erdenet Bulgan ist auch noch ein landschaftliches Highlight, sicher die schönste Strecke der Mongolei, aber eben nur 60 Kilometer lang. Kaum befahren ist auch die Straße UB-Dalanzadgad, aber hier geht es nur durch Wüstensteppe und Schotterwüste, nicht gerade abwechslungsreich.  

Materialfrage


Zunächst muss man festhalten, Radfahren in der Mongolei geht extrem auf das Material. Touren nur über Asphalt, gibt es kaum, danach muss man das Rad entsprechend auswählen. Der Transport eines Fahrrades in die Mongolei ist recht teuer, die Miat und die Aeroflot lassen sich das Übergepäck sehr gut bezahlen, bei der Miat kann man sich möglicherweise auf eine Pauschale für ein Fahrrad einigen, die liegt aber bei einem verpackten Rad bei rund 200 Euro pro Strecke!
Die Alternative wäre ein Kauf in der Mongolei. Man kann zwar in Ulaanbaatar unzählige Varianten von stylischen Mountainbikes kaufen, dass sind aber fast ausschließlich chinesische Produkte und neben wirklich guten Rädern kann man aber auch danebengreifen. Solche Räder kosten dort von 300 bis 500 Euro. Sehr gute Räder kann man dort auch kaufen, teilweise gebraucht, von Touristen dort gelassen. Der Preis geht dann bei 800 Euro los, gebraucht wohlögemerkt. Wer nur vorhat, in der Umgebung der Hauptstadt ein paar kleine Touren zu machen, der kann natürlich besser so ein Fahrzeug vor Ort kaufen und es dann wieder veräußern, ökonomisch ist diese Variante allemal, kritisch wird die Frage lediglich bei der Zuverlässigkeit auf längeren Strecken. Nun könnte man sagen, für den Transport eines Rades aus Deutschland wäre es auch möglich, ein Rad vor Ort zu kaufen, das Problem ist aber, dass man nur in den Aimakstädten wieder ein neues Rad bekommen würde, wenn das den Geist aufgegeben hat.
Was in der Mongolei sowieso immer wieder kaputt gehen wird sind natürlich Reifen, egal ob es nun ein hochwertiges oder einfaches Rad ist, man muss da immer ausreichende Ersatz mitführen.


Organisation


Wer mit dem Rad unterwegs ist, wird sich mit kompletter Ausrüstung und Zelt ausstatten müssen. Eine längere Tour, auf der man immer in Hotels, Camps oder anderen Herbergen nächtigen kann, wird man nicht organisieren können, das funktioniert höchstens auf einem Kurztrip nach Baganuur. Man muss also eine nicht unerhebliche Menge Gepäck mitführen. Was man in der Mongolei nicht selten sieht, sind ausländische Radfahrer, die ein Begleitfahrzeug dabei haben. So eine Variante kostet um die 80 Euro pro Tag, zuzüglich den notwendigen Kraftstoff. Da man in der Mongolei auf weiten Strecken bis zum Horizont schauen kann, fährt dann oft das Fahrzeug einige Kilometer vor und wartet dann. Damit ist kaum zu befürchten, dass der Kontakt verloren geht, auch wenn man sich nur wenig verständigen kann. Diese Variante ist natürlich Geschmacksache, aber tatsächlich ist man auf den schwierigen Pisten und in dem gebirgigen Gelände mindestens doppelt so schnell unterwegs.
Wer vorhat in der Mongolei samt Rad einen Inlandsflug zu besteigen, der muss wissen, dass die Gepäckmenge dort sehr stark limitiert ist und Übergepäck absolut nicht billig.
Von mongolischen Reiseveranstaltern werden auch organisierte Radtouren mit Begleitmannschaften angeboten.


Risiken


Bestimmte Risken auf Radtouren in der Mongolei sollen natürlich auch nicht verschwiegen werden. Für normale Touren tabu sollten erstmal die Wüstenzonen sein, wobei das nicht nur die Gobi ist, auch im Becken der Großen Seen im Nordwesten herrschen Wüstenbedingungen, Temperaturen bis 40 Grad, extreme Sonneneinstrahlung, kein Trinkwasser und kaum Besiedlung. Es gibt immer wieder bei Radfahrern den Wunsch die Mongolei von Ost nach West auf der Strecke von Ulaanbaatar über den Terchin Zagaan Nuur, Ulaangom bis zur russischen Grenze zu durchqueren. Diese Route geht, was wenig bekannt ist, auf dem Abschnitt von Songino bis Ulaangom durch eine geradezu extreme Wüstenregion.
Ein ganz profanes Risiko sind die Jurtenhunde, die natürlich gerade für den Radfahrer gefährlich werden können. Man sollte keineswegs so einfach auf eine Jurte in der Steppe zuhalten, sondern immer erst warten, bis sich jemand vor der Jurte gezeigt hat und die Hunde unter Kontrolle sind. Hunde gehen bei Motorradfahrern in der Mongolei gern an die Beine, Fahrradfahrer in der Steppe kennen sie eigentlich überhaupt nicht.
Fahrradklau ist auch eine gewisse Gefahr, der man nicht zu bedenkenlos gegenüberstehen sollte. Wenn sonst auch auf dem Lande wenig gestohlen wird, Fahrräder sind scheinbar so ein wenig was wie Freiwild. Das Fahrrad nachts so einfach in der Steppe neben dem Zelt liegen zu lassen, hat angeblich auch schon manchen um das Rad gebracht. Anbinden kann man es in baumloser Steppe auch nicht. Die paar Kilo eines Rades hat man nachts auch schnell auf ein Pferd gehoben und ist im Nu einen Kilometer weg. Eine Lösung wäre vielleicht, wenn man das Vorderrad mit ins Zelt nimmt, ohne ein solches ist selbst ein teures Fahrrad in der Steppe völlig wertlos.


Tourvorschläge


Man hat also bei einem Start in Ulaanbaatar immer erst einmal das Problem, dass man etliche Kilometer absolvieren muss, die weder landschaftlich besonders reizvoll sind, noch für Radfahrer gute Bedingungen bieten. Eine Ausnahme wäre lediglich die Strecke von Ulaanbaatar Richtung Osten nach Baganuur. Hier findet man auf 120 Kilometern eine recht gute Asphaltpiste vor, die nicht allzu dicht befahren ist und eine Landschaft mit Abwechslung, aus etwas Wald, Mittelgebirge und Steppe. Von Baganuur aus kann an dann recht genussvoll, das breite Tal des Kherulen hinauf in Richtung Taiga radeln, zwar nur auf unbefestigten Pisten, aber selten auf reinen Schotterbrechern und mit sehr moderater Topografie. Auf diese Weise lässt sich eine echte Genusstour zusammenstellen, auf der man 400 bis 500 Kilometer zusammenbringen kann. Auf dieser Tour wäre Wasser auch kein großes Problem und eine gewisse Infrastruktur ist vorhanden.

Ein weiterer Vorschlag für eine gemäßigte Tour, die man sogar weitgehend auf Asphalt absolvieren kann, wäre eine Fahrt von Darchan nach Bulgan. Von Ulaanbaatar bis Darchan kann man die Eisenbahn benutzen, denn wie schon gesagt, die dicht befahrene Straße ist auf dieser Strecke wirklich nicht zu empfehlen. Die Straße von Darchan nach Erdenet über 180 Kilometer ist wesentlich weniger frequentiert und die sich anschließenden 60 Kilometer bis Bulgan sind wie schon oben gesagt, der Stolz der mongolischen Straßenbauer. Sehr geschwungen und schön ins Gelände trassiert, breit und dazu noch wenig befahren, so präsentiert sich diese neue Trasse. Hier kann sich ein Radfahrer durchaus wohl fühlen. Auf der gesamtem Strecke gibt es zwar kaum trinkbares Oberflächenwasser, aber das ist an den Asphaltstrecken auch kaum notwendig, da dort in regelmäßigen Abständen alle möglichen Verkaufsstellen zu finden sind. Von Bulgan aus kann man weiter nach Westen radeln, wobei derzeit dort eine Großbaustelle aufgemacht ist. Da wo man schon Asphalt aufgebracht hat, fährt es sich natürlich echt relaxt, in den Baubereichen auf den Provisorien dafür um so schlimmer.

Die oben genannte Strecke wäre auch eine Alternative für alle, die von Ulaanbaatar aus in die landschaftlich reizvollen Regionen westlich der Hauptstadt radeln wollen. Mit einer Zugfahrt bis Erdenet und den lockeren 60 Kilometern bis Bulgan kann man sich drei bis vier Tage Schinderei auf den üblen Steppenpisten der direkten Strecke UB-Lun-Bulgan sparen, die landschaftlich nicht allzu viel bieten hat, wasserarm und recht staubig ist.

Der Changai selbst ist natürlich ein schönes Mountainbike Terrain, von der Topografie her aber nicht zu unterschätzen. Es sind hier weniger die steilen Anstiege als mehr die endlos langen aber langsamen Bergfahrten, die am Ende auch bis zu über 1000 Höhenmeter Unterschied führen können.

Richtig gute Touren kann man auch nördlich von UB in den Khentij machen. Die Täler nördlich von Uljastai und Gatshurt, einem Vorort östlich von der Stadt, sind ideal für Touren. Langsame, kontinuierliche Anstiege und eine Landschaft mit Steppe, Waldinseln und kleinen Bächen machen das fahren hier zum Genuss. Zudem ist es relativ risikolos, Mobilempfang und die Stadt in greifbarer Nähe, aber unsichtbar.